Wie uns vorab schon einige male gesagt wurde, ist die Strecke nach Skagway traumhaft. Wir können das bestätigen, aber wahrscheinlich nur weil sich die Sonne kurz blicken lässt. Neben den gigantischen Bergen sehen wir viele türkisfarbene Seen und eine kleine Wüste namens ‚Carcross Dessert‘.
Die Grenzüberfahrt ist ein wenig unheimlich, wegen der vielen Kameras und Scanner. Auch der amerikanische Grenzbeamte macht uns die Einreise nicht sehr angenehm.
Unhöfliche Fragen sind noch zu verkraften, aber als er uns unsere Fragen zum Visa ebenso unfreundlich beantwortet, bin ich enttäuscht, dass wir behandelt werden wie Schwerverbrecher.
Immerhin will niemand unser Auto durchsuchen und wir können, nachdem der grüne Visazettel im Reisepass klebt, weiterfahren.
Zum USA Visa: Dieses beginnt mit unserer heutigen Einreise nach Skagway, der 10. August 2013. Ab jetzt laufen 90 Tage, die mit der erneuten Einreise nach Kanada nicht angehalten werden. Die Zeit läuft weiter. Uns bleiben 90 Tage für Alaska, die Durchreise durch Kanada und die gesamte Westküste der USA. Am 13. November 2013 müssen wir USA wieder verlassen.
Skagway ist zwar sehr touristisch aber dennoch schön angelegt.
Der Ort ist wahrscheinlich, wenn nicht gerade ein großes Kreuzfahrtschiff angelegt hat, ziemlich ruhig und menschenleer.
In Skagway beginnt ein ganz bekannter und besonderer Trail: Der Chilkoot Trail.
Der Chilkoot Pass mit 1067m Höhe wurde zwischen 1897 und 1899 wegen dem großen Goldrausch von über 100.000 Menschen überquert. Ziel Aller war die Goldgräber Stadt Dawson City, im hohen Norden Yukons. Der 53km lange Abschnitt des Chilkoot Trails beginnt in Skagway, Alaska und führt über den Pass in die USA nach Bennett. Es ist wahnsinnig, dass sich so viele Menschen bei Eiseskälte mit schweren Gepäck den Strapazen ausgesetzt haben. Da die USA vorschrieb, dass die Goldgräber ihre komplette Verpflegung für mehrere Monate selbst mitbringen mussten, musste die Strecke mehrfach gelaufen werden – rund 500kg musste jeder über den Pass tragen. Wir hingegen sind manchmal zu faul mit hervorragender Trekking Ausrüstung und 11 kg auf dem Rücken loszuziehen.
Nach einigen Recherchen zum Trail erfahren wir, dass das Wetter für die kommenden Tage regnerisch und kalt bleibt, dass wir ca. drei Tage brauchen und nur mit dem Zug zurück nach Skagway kommen, welcher nur Dienstags fährt und alles zusammen rund 200$ kostet.
Aufgrund des One Way Trails, der Kosten und hauptsächlich des schlechten Wetters wegen, entscheiden wir uns erneut gegen einen Trail. Leider!
Bleibt noch die Wale Watching Tour nach Juneau. Wir fragen im Visitor Center nach der Schnellfähre, aber das junge Mädel muss passen. Sie sagt: „Oh. Das weiß ich leider nicht. Die Leute fragen mich immer nur nach den Toiletten.“ Was wir in so einem Moment denken, kann sich wahrscheinlich jeder denken 🙂
Obwohl sie uns angeblich nicht helfen kann, kramt sie einen dicken Ordner raus und findet Infos zur Fähre.
Unser neuer Plan sieht folgendermaßen aus: Wir nehmen die Autofähre nach Haines, dort buchen wir die Schnellfähre (nur für Personen) nach Juneau inkl. zwei-stündigem Aufenthalt in Alaskas Hauptstadt, einer Fahrt zum Mendenhall Gletscher, garantiertem Wale Watching und der Fahrt zurück nach Haines. Soweit so gut.
Haines ist klein aber fein und nicht so touristisch wie Skagway. Es sind kaum Menschen auf den Straßen. Die Geschäfte und das Visitor Center haben geschlossen. Vielleicht liegt es daran, dass es Sonntag ist. Immerhin hat das Office der ‚Juneau Schnellfähre‘ geöffnet. Zu unserer Überraschung sind alle Tickets für die kommende Woche ausgebucht.
„Ich kann euch auf die Warteliste setzen. Wenn morgen jemand nicht kommt, dann könnt ihr die Plätze haben“, sagt die Frau im Office.
„Ach das bringt doch eh nix. Warum sollte jemand nicht kommen wenn er Tickets hat?“ sage ich leise zu Jan.
Trotzdem lassen wir uns auf die Warteliste setzen – „Man weiß nie, vielleicht haben wir Glück.“ ist Jans Meinung.
Heute Nacht bleiben wir auf dem Campingplatz am Chilkat River. Angeblich ist das ein beliebtes Bärengebiet – ich freu mich!
Und tatsächlich, als wir am Fluss vorbei fahren, sehen wir eine Mama Bärin fischen. Wir sind beim Vorbeifahren so nahe, dass ihr Kopf unheimlich riesig aussieht. Wir gesellen uns zu den anderen Touristen und warten bis sie aus dem Wasser zu ihren Jungen im Wald über die Straße geht. Das ganze Spektakel wurde zum Glück von einem Park Ranger bewacht.
Am nächsten Morgen stehen wir wegen der Schnellfähre früh auf. Ich rechne sowieso nicht damit, dass wir noch Plätze ergattern und ärgere mich innerlich, dass wir trotzdem so früh aufstehen…
Wir fahren zum Hafen und der Spruch: ‚Es kommt immer anders als man denkt‘ trifft nun zu. Die Fähre legt an, aber zwei Passagiere die in Haines zusteigen wollten sind nicht da. Stattdessen stehen Jan und ich bereit. „Juhu! Wir haben es wirklich geschafft. Ich kann’s gar nicht glauben“
Wir bekommen sogar Kaffee und Frühstück an Board und rasen mit einem Affenzahn übers Wasser. Wir sehen Seeotter und Seelöwen, werden uns die Wale aber erst auf der Rückfahrt ansehen.
In Juneau legen wir an einem Steg sehr weit ab vom Schuss an. Ein Bus steht bereit und schaukelt uns 60 Minuten in die Stadt. Dort bleibt uns nicht viel Zeit. Wir gehen von Souvenir Laden zu Souvenir Laden, essen rasch zu mittag und eilen zurück zum Bus, welcher uns jetzt zum Mendenhall Gletscher fährt.
Leider bleiben uns hier nur 40 Minuten Aufenthalt, dann fährt der Bus zurück zum Hafen. Der Fahrer erklärt ausdrücklich, dass er auf niemanden warten kann und wir pünktlich im Bus sein sollen.
Wir sehen keine Bären aber Tausende von Menschen. Wahnsinn was hier los ist. So viele Menschen an einem Ort habe ich, außer an den Niagara Fällen, nicht gesehen. Mir vergeht auch die Lust hier rum zu laufen, denn man kommt nirgendwo richtig hin. Trotzdem laufen wir zu dem Wasserfall – wir laufen nicht, wir rennen und schwitzen. Uns bleiben noch knapp 35 Minuten und der Weg ist nicht kurz.
Total abgehetzt kommen wir pünktlich zurück zum Bus. Der Bus scheint voll zu sein – ist er aber nicht. Wir vermissen zwei Personen einer vierer Gruppe. Der Fahrer dreht eine kleine Runde auf dem Parkplatz. Ohne Erfolg. Wir finden die Beiden nicht und fahren zurück zum Hafen.
„Wahnsinn! Wir lassen die zwei wirklich hier zurück“, sage ich ungläubig zu Jan.
Das Paar welches die ‚Vermissten‘ kennt ruft sie schnell an und erklärt ihnen, dass wir schon losgefahren sind uns sie sich ein Taxi zum Hafen nehmen müssen.
Da der Hafen sehr weit außerhalb liegt und sehr unbekannt ist, muss der Busfahrer noch rasch erklären, wie das Taxi zum Steg findet. Wie auch immer, das Taxi kommt leider zu spät zum Steg und unsere Fähre legt ohne die Beiden ab!
Nun kommen wir endlich zum Highlight der Tour: Wale Watching!
Ich denke die Bilder sagen alles!
Auf der Rückfahrt nach Haines stoppen wir ganz plötzlich. Ich kann den Kapitän sehen wie er besorgt rechts und links aus dem Fester schaut und am Ruder dreht und dreht, aber nicht lenken kann. Wir drehen uns parallel zu den Wellen und schaukeln heftig – was mein Magen sofort spürt. Nach einem Spaß sieht das nicht aus!
Er telefoniert rasch, öffnet dann eine kleine Bodenklappe, verschwindet darin und kommt mit einer kleinen Flasche wieder raus. „Hydrauliköl“, sagt Jan. Nachdem er das Öl irgendwo am Ruder reingekippt hat, funktioniert es wieder und wir können alle aufatmen.
„Wow. Viel länger hätte ich es nicht ausgehalten.“, erkläre ich Jan und versuche mit ruhigen Atemzügen meinen Magen zu beruhigen.
Am nächsten Morgen, als wir vom Campingplatz fahren, überraschen uns Mama Elch mit Kind. Jan schaltet den Motor ab und wir beobachten die beiden eine Weile.
Nach unserem Elch Erlebnis schwimmen wir fleißig einige Bahnen im menschenleeren Schwimmbad von Haines und suchen dann die Bücherei, um das Wifi zu nutzen.
Unsere Weiterfahrt führt uns durch Kanada nach Tok und somit wieder nach Alaska.