Es regnet und die Stimmung sinkt. Alles ist nass, uns ist kalt und überhaupt macht das Reisen im Regen keinen Spaß. Wir naschen Zimtschnecken in der Bäckerei am Hafen von Seward und gehen anschließend ins Sea Life Center. Wir sehen super putzige Puffins. Diese Papageitaucher haben wir noch nie zuvor gesehen und sind begeistert von deren filigranen Gesichtern. Sie sehen aus wie frisch geschminkt. Neben Seelöwen und Robben bin ich begeistert von der Seeotter Baby Station.
Hier sind zwei kleine Seeotter in Quarantäne und werden aufgepäppelt. Ich beobachte sie eine ganze Weile, wie sie sich aneinander kuscheln, sich dann ins Wasser schupsen, ihr Spielzeug -eine Frisbee Scheibe- einsammeln und auf dem Bauch balancieren. Wie sie einfach nur ihre Runden drehen. Ich kann kaum weiter gehen, so süß sind sie. Leider konnte ich keine Bilder machen. Sie sind nur hinter eine verspiegelten Scheibe zu beobachten.
Es schüttet den ganzen Tag. Wir fahren zurück nach Anchorage und überlegen was wir bei dem miesen Wetter anstellen sollen. Zum ersten mal gönnen wir uns ein Hotelzimmer, holen eine DVD aus einem Redbox-Automat und eine Pizza von nebenan. Wir machen uns einen gemütlichen und vor allem trockenen Fernsehabend. Günstig war das nicht, aber diesmal war es uns das Geld wert.
Am nächsten Tag, es regnet noch immer, kümmern wir uns um das lästige Thema „Autoversicherung“. In Kanada versuchten wir vergeblich unseren Toyota zu versichern. Das geht nur für eine Provinz, aber nicht für komplett Kanada, geschweige denn Kanada und USA.
In den USA soll es angeblich „einfacher“ sein eine Versicherung abzuschließen, die in USA und Kanada gültig ist. Na gut, gehen wir das Thema an!
Wir fahren den ersten Versicherungsladen an. Die State Farm. Eine junge Frau kümmert sich um uns, wir schildern ihr unser Anliegen. Sie sieht das als einen ganz normalen Fall an und fängt fröhlich an ihr System mit Daten zu füllen.
Wir nennen ihr unsere Namen und die Fahrzeugdaten. Dann fragt sie nach unserer Adresse in USA. Tja, wir haben keine, wir sind ja nur wegen der Reise in USA und Kanada. Sie versteht das und nimmt einfach irgendeine Adresse aus USA und tippt weitere Daten ins System. Nun zur Fahrgestellnummer (VIN) des Toyotas. Sie tippt diese drei mal in ihr System ein und bekommt immer wieder eine Fehlermeldung. Sie muss ihren Vorgesetzten anrufen und um Rat fragen. Nachdem sie eine der Fragen mit „Nein, die beiden leben in Deutschland und haben keinen Wohnsitz in Alaska“ beantwortet und daraufhin das Telefonat beendet, ist uns klar, dass unsere Adresse das Problem darstellt und nicht die VIN Nummer.
Sie erklärt uns freundlich, dass wir ohne einen USA Wohnsitz keine Versicherung abschließen können und gibt uns die Adresse eines Versicherungsmaklers.
Es ist spät, der Makler hat nicht mehr lange geöffnet. Jan tritt aufs Gaspedal und wir rasen durch die Stadt, bis wir endlich den Laden finden: ‚Alaska USA‘. Hier hilft uns ebenfalls eine sehr freundliche Frau. Wir schildern wieder unseren Fall und sie bittet uns in ihr Büro. Auch für sie scheint der Fall keine großen Fragen aufzuwerfen. Wir nennen Namen, Fahrzeugdaten und unsere Adresse. Die Adresse ist diesmal nicht irgendeine (das war der Dame scheinbar nicht möglich) sondern eine Adresse von „Freunden“ in Anchorage. Diese Freunde sind eigentlich Fremde… Vor einigen Tagen hatten wir ein Ehepaar an einem Parkplatz getroffen und ein bisschen geplaudert. Sie hatten uns, für den Fall, dass wir in Anchorage keinen Campingplatz finden, ihre Adresse aufgeschrieben. Das ist der einzige Kontakt den wir bisher in Alaska geknüpft haben und somit hatten wir keine andere Chance, als diese Adresse anzugeben. Nun gut. Das funktioniert. Aber nun zur VIN Nummer. Auch hier bringt das System eine Fehlermeldung. Die Dame telefoniert mit dem Support Team und erklärt uns, dass wir das Auto in Alaska registrieren müssen, erst dann akzeptiert das System die VIN Nummer.
Super. Wie registriert man ein Auto in Alaska?
Wir bekommen die Adresse des DMV (Division of Motor Vehicles) und planen den Besuch für morgen ein, heute ist es schon zu spät. Wir fahren zum städtischen Campingplatz. Dies ist mit Abstand unser teuerster und schlimmster Platz für 29$. Das Schlimmste daran ist der enorme Zuglärm nachts. Der Campingplatz liegt direkt neben den Gleisen und die Züge machen sich nachts mit markerschütternden Gehupe mehr als bemerkbar. Wir haben das Gefühl, als würde der Zug direkt durchs Zelt fahren und werden immer wieder von anrollenden Zügen und Hupkonzerten geweckt. Der Platz ist definitiv nicht zu empfehlen: Anchorage Ship Creek RV Park
Am nächsten Morgen machen wir uns -natürlich im Regen- auf den Weg zur DMV. Dort erwartet uns ein großer Raum mit ca. 100 weiteren Menschen, die auf Bänken sitzen und warten. Drumherum sind 20 Schalter mit einer Nummern-Anzeigetafel. Wir ziehen eine Nummer, wie beim Arbeitsamt und warten eine Stunde. Alle guten Dinge sind drei. Wir schildern also erneut unseren Fall. Diesmal scheint es nicht so einfach. Die Dame muss ihren Chef fragen und rennt in ein kleines Zimmer. Nach 5 Minuten kommt sie zurück. Sie könne das Auto für 60 Tage anmelden, kostet 190$ aber wir bekommen keine neue VIN Nummer. Nun sind wir verunsichert, ob das System der Maklerin eine temporäre Zulassung ohne neue VIN Nummer akzeptiert.
Da es hier kein Telefon gibt, düsen wir zurück zu ‚Alaska USA‘ und sprechen mit der Maklerin. Sie meint, ohne es wirklich zu wissen, dass die temporäre Zulassung ausreichen würde. Mit einem unguten Gefühl fahren wir wieder zur DMV und registrieren den Toyota für 60 Tage, ebenfalls mit der Adresse unserer „Freunde“ in Anchorage.
Nachdem wir den Schein der temporären Zulassung in der Hand halten, gehts wieder zurück zur Maklerin. Sie tippt die alte VIN Nummer ins System und bekommt die gleiche Fehlermeldung wir vor der Registrierung. Diesmal ändert sie einfach eine Ziffer der VIN Nummer und das System ist zufrieden. „Aha so geht das hier?“, wundere ich mich. Immerhin fügt sie in einem Kommentarfeld unsere richtige VIN Nummer ein.
Jan unterschreibt, zahlt 1.780 $ für sechs Monate und wir sind heilfroh, dass wir nun endlich eine Versicherung haben! Da wir nur noch etwa 3 Monate in USA und Kanada sein werden hatten wir vorab geklärt, dass wir die Versicherung kündigen können sobald wir die USA verlassen und die Hälfte der 1.780 $ zurück erstattet bekommen. Bleibt nur noch zu hoffen, dass das klappt!
Selbstverständlich haben wir unsere „Freunde“ in Anchorage nachträglich über diese Angelegenheit informiert. Sie waren nicht einmal böse 🙂