Panamericana 2013

… irgendwo zwischen Alaska und Feuerland

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Ken und Turners One Stop

IMG_0625Bevor wir uns heute Morgen dem Zelt widmen, stärken wir uns mit Toast – es gibt sogar Toaster für Gaskocher 😉 – und Kaffe. Wir können uns wettertechnisch nicht beklagen: Die Sonne scheint, das Meer rauscht, die Vögel zwitschern. Gut gelaunt starten wir Zeltaktion Nr 2. Die Lösung, dass ich von oben helfe ist richtig. Es klappt sehr gut, innerhalb von 10 Minuten ist das Zelt, ohne fluchen und ärgern, verstaut.

Ein älterer Herr, der den ganzen Morgen am Museum nebenan rumwerkelt, kommt auf uns zu. Er erkundigt sich nach unserem Vorhaben und erzählt ein wenig von seiner Zeit bei der Army. Er war mitunter auch in Deutschland stationiert und hatte mit seinen Kumpanen in seiner freien Zeit viele Länder Europas bereist. Er erzählt stolz und glücklich. Wir nehmen an, dass er diese Tage sehr genossen hat. Er schwärmt geradezu von einigen Highlights. Der freundliche Herr heißt Ken Snowdon und ist 84 Jahre alt. Wir können es kaum glauben, denn für dieses stolze Alter wirkt er noch extrem fit. Ken liegt das Museum sehr am Herzen, das merken wir schnell. Trotz seiner 84 Jahre packt er an wo es nur geht, als wir ihn treffen repariert er gerade einzelne Bretter des Verandabodens.

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Ottawa House Museum in Parrsboro

Er meint, wir sollten wissen wo wir übernachtet haben und bietet uns eine kleine Führung an. Das Ottawa House ist das einzige, noch bestehende Haus des alten Örtchens Parrsborro. Begeistert zeigt er uns Bilder von früher.

Im Haus knirscht der Boden, die Wände sehen unstabil aus, von der Treppe ganz zu schweigen und jeder Raum riecht alt. Dennoch ist das ganze Haus sehr hell, wir hatten extra den Blitz auf die Kamera gesteckt, weil wir dunkle Räumlichkeiten vermutet haben.
Hier ist noch einiges zu tun. In zwei Wochen ist Saison-Eröffnung aber überall stehen Werkzeuge, Farbeimer oder Dinge die eigentlich nicht hier her gehören.

Das Museum dient nicht nur als Museum, es ist zugleich ein Treffpunkt für die Leute aus dem Ort, die sich zur Tea Time hier treffen um sich auszutauschen oder um ihre Familiengeschichte zu verfolgen. Im Keller des Hauses ist ein großes Dokumenten Archiv. ”Hier findet man alles”, erklärt Ken.

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Begeistert von seiner Freundlichkeit, der Offenheit und seinem Ehrgeiz, fahren wir winkend davon.

Auf dem Highway sehen wir ein Campingplatz Schild. „Wir könnten hier mal fragen ob wir Duschen dürfen“, sage ich zu Jan und wir biegen ab. An der rezeption erkläre ich, dass wir aus deutschland kommen, für 2 Jahre von Nord- nach Südamerika fahren und frage das Mädel, ob wir die Duschen benutzen dürfen. Erstaunt sagt sie ja. Super. „Das war einfach“, denke ich.

Frisch und munter fahren wir weiter und werden hungrig. Da wir nur durch winzige Ortschaften fahren finden wir leider keinen supermarkt. Jan sieht ein Wegweiser zum „Turners One Stop“
„Ist das vielleicht ein Supermarkt?“ fragt mich Jan und antwortet sich direkt selbst: „Ach, ich bieg mal ab, mal gucken was das ist.“
Es entpuppt sich als Tankstelle der anderen Art, zumindest für uns. Auf einem Schotterplatz steht ein großer Benzintank und nebenan ist ein kleines Flachdachhaus mit Gittern vor Fenster und Tür. Ein wenig seltsam aber wir gehen trotzdem rein um uns, statt Essen, Wasser zu kaufen.

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Drin riecht es lecker nach Zimt und frisch gebackenem Kuchen. Der Laden ist interessant: Die offene Küchenzeile ist direkt neben der Kasse. Auf einer großen Herdplatte backen luftige Pancakes.
Außerdem ist es ein Tante-Emma-Laden. Es gibt Getränke, Obst, frisch Gebackenes, Süßigkeiten, Drogerie-Artikel und sogar Werkzeug und Verbrauchsmaterial fürs Auto.
Wenn es eine Küche gibt, muss es doch auch essen geben? Richtig. Neben dem Verkaufsraum ist ein kleines Restaurant mit den typischen, kleinen amerikanischen Sitzgruppen. Es scheint lecker zu schmecken, denn eine Seite der Tischgruppen ist komplett besetzt. Eigentlich passen wir, zwischen den kräftigen Trucker Fahrern im Achsel-Shirt, nicht richtig ins Bild. Wir bleiben trotzdem, vielleicht auch gerade deswegen.
Die Entscheidung hier zu essen war richtig. Es schmeckt köstlich und wiedermal sind wir von der Freundlichkeit der Kanadier begeistert.
Die Trucker sind am Lachen, unterhalten sich fröhlich und auch die beiden Damen die hier kochen, sind mit Freude bei der Arbeit.

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Draußen auf dem Parkplatz entdecke ich, dass wir sogar WiFi nutzen können, wer hätte das gedacht. Hier im Nirgendwo gibt es WiFi. Wir setzen und direkt ins Auto, checken Mails, Wetter, Route und vieles mehr. Eine Stunde geht schnell um, wenn man erstmal Verbindung zur Außenwelt hat.
Im Nachhinein betrachtet war es ziemlich dämlich die Zeit im Auto zu verbringen, denn wir haben 24 Grad und strahlenden Sonnenschein, ich muss sogar die Sonnencreme auspacken.

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Unser Nachtplatz ist heute in Fredericton, der Hauptstadt von New Brunswick. Hier soll es morgen einen schönen Markt geben, also suchen wir uns am Waldrand einen Nachplatz und schlafen wegen einer Schlechtwetterwarnung, zum ersten Mal im Auto.

Jan schafft alle unsere 1000 Sachen auf den Fahrer- und Beifahrersitz. Ich schaue mir das von vorne an: „Uns überfällt keiner. So wie das aussieht, kriegt man eher Angst vor uns.“, sage ich und lache.

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Unser ”Bett” sieht allerdings gemütlich aus. Wir pusten die Isomatten auf, werfen die Schlafsäcke rein und schon ist das Nest gemacht, wäre da nicht noch das Problem mit den Moskitos.

Das Anbringen von dem Moskitonetz ist eine größere Aktion, denn unser großes 2 Personen Netz war dafür nicht gedacht. Außerdem finden wir keine Befestigungspunkte. Irgendwie schafft Jan es, das Netz an der Heckklappe fest zu binden. Nun müssen nur noch wir selbst ins Auto. Aber vorsichtig, sonst geht das Netz wieder ab.
Ich habe einen ”Klein”-Vorteil, denn ich habe genug Platz, es ist bequem und warm. Für Jan hingegen ist es ein wenig eng bzw. zu kurz. Die Lösung: Er muss seine Füße zwischen den beiden Sitzen durch strecken, dann passt alles.

Nun zu unserem, mit Mühe angebrachten Moskitoschutz, welches und direkt aufs Gesicht fällt. Anfangs finden wir es beide noch sehr witzig, wir basteln mehr als 30 Minuten an einer Lösung und letzendlich war alles umsonst. Als das doofe Ding nach weiteren 15 Minuten basteln, immer noch nicht halten will verliert Jan die Geduld. ”So ein Rotz. Warum hält denn der Mist nicht? Das sah doch vorhin ganz anders aus.”, ärgert er sich.
Ich muss leider immer noch lachen, bin aber bemüht es zu unterdrücken. Mein Glück ist, dass ich kein Liebling der Moskitos bin, dafür Jan umso mehr.
Demnach ist er brennend daran interessiert dieses Netz aufzuhängen und überlegt immer noch wie es halten kann. Ich hingegen, habe das Thema schon vor 15 Minuten abgehakt.
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Aber: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Wäscheklammern an den Haltegriffen halten das Netz und Jan gibt sich vorerst zufrieden. Fest steht aber, dass wir dafür noch eine passende Lösung finden müssen.