Nachdem das Auto einen ganzen Tag in der Werkstatt war, erfahren wir, dass es noch einen weiteren Tag dauern wird, bis der überholte Anlasser zurückkommt und eingebaut werden kann. Jan checkt den Stand der Dinge in der Werkstatt und ich warte in der Lounge mit heißer Schokolade und nutze das Wifi.
Ich lese eine Facebook Nachricht auf unserer Panamericana Seite. Tony, uns bisher unbekannt, schreibt, dass er unseren Landcruiser in der Werkstatt gesehen hat, die Reise spitze findet , ein wenig neidisch ist 😉 und uns gerne zum Lunch einladen möchte.
„Wow“, denke ich. „Das ist nett.“ Ich antworte ihm, dass unser Auto noch einen weiteren Tag in der Werkstatt sein und wir daher nicht so sehr flexibel sind, uns aber gerne treffen würden.
Seine Nachricht daraufhin lautet: „Ihr könnt mein Auto nehmen. Das ist in der Werkstatt, aber fertig!“ Aus heiterem Himmel kommt ein Toyota Verkäufer auf mich zu, drückt mir einen Schlüssel in die Hand und sagt „Das sind die Schlüssel von Tonys 4 Runner. Ihr sollt ihn um 12 Uhr bei „Car Design“ treffen, er wartet dort auf euch.“
Ich gucke verdutzt und frage mich wie Tony das so schnell organisieren konnte.
Wir nehmen also einen high-end offroad ausgestatteten 4 Runner von einem wildfremden Menschen, der uns gleich zum Mittagessen einlädt, und fahren los. Es ist immer wieder verrückt, wie freundlich die Menschen sein können und welches Vertrauen sie haben.
Tony ist sehr symphatisch, wir gehen zu einem unscheinbaren Italienischen Restaurant und stellen fest, dass es immer wieder gut ist, Tipps von den Einheimischen zu bekommen. Das Restaurant ist sehr authentisch und die Paninis frisch und lecker. Aber ohne zu wissen, was sich hinter diesen vier Wänden verbirgt wären wir nicht hier her gekommen. Tony lädt uns ein bei ihm zu übernachten, er habe ein Gästezimmer im Keller und wir seien herzlich eingeladen. Morgen macht er mit Freunden, seiner Frau und Kind eine Offroad Tour und auch dazu sind wir eingeladen. Wir müssen leider ablehnen, denn unser Auto ist morgen erneut in einer Werkstatt – diesmal aber um eine Alarmanlage einbauen zu lassen. Für Tony ist das kein Grund die Einladung abzulehnen, er bietet uns an die Tour in seinem 4 Runner zu machen, er nehme das Sportsmobil. „Man, man das können wir doch nicht machen? Die ganze Tour mit seinem Auto?“, denke ich mir. Jan guckt mich an und denkt wahrscheinlich das Gleiche. Nach 2 Minuten Überlegen entscheiden wir uns, das Angebot anzunehmen, tauschen Adressen aus und verabreden uns für heute Abend bei Tony und seiner Frau Racine.
Dort angekommen lernen wir Racine, den kleinen Sohn Charlie und die beiden Hundis kennen.
Wir werden zum Abendessen eingeladen, haben einen tollen Abend und ein ganz tolles Gästezimmer mit eigenem Bad. Wir erfahren erst heute Abend, dass die Off-Road Tour ein Wochenendausflug sein wird und wir irgendwo in der Pampa übernachten werden. Wir ärgern uns, dass wir das nicht vorher wussten, dann hätten wir unser Zelt, die Schlafsäcke, Kissen, Stühle und Tisch etc. mitnehmen können. Nun stehen wir hier und haben außer unserem Schlafanzug, dem Kulturbeutel und der Kamera nichts dabei. Für Tony kein Problem. Er hat Alles! Er gibt uns Schlafsäcke, Decken eine große Luftmatratze und räumt den 4 Runner aus, so dass wir im Auto schlafen können. Auch für Essen und Trinken sei gesorgt. „Ich fühl mich irgendwie schlecht. Was die alles für uns machen ist ja Wahnsinn!“, sage ich zu Jan.
Am nächsten Morgen geht’s los. Die Tour geht durch die Berge – es wird also kalt werden heute Nacht. Wir haben das beste Wetter. Strahlend blauer Himmel und eine Schneedecke auf Wiesen und Feldern. Die Bäume leuchten gelb-orange.
Nach 4 Stunden Fahrt stellen wir fest, dass sich die Landschaft nicht verändert und wir „unsere Zeit in den USA“ (das Visa läuft bald ab) vergeuden. Wir wollen noch so viel sehen aber haben kaum noch Zeit. Wir überlegen lange ob wir die Tour abbrechen sollen oder nicht. Wir entscheiden uns dann wegen der langen Strecke die noch vor uns liegt zurück zu fahren. Tony und Racine sind nicht böse und verstehen uns. Wir verabschieden uns, holen auf dem Rückweg unseren Toyota ab, düsen mit zwei Autos zu Tony nach Hause, holen unsere Sachen, duschen und wollen gerade los, als auch Tony und Racine wieder kommen. Sie haben die Tour auch abgebrochen, weil es zu kalt werden würde heute Nacht. Wir werden erneut zum Abendessen eingeladen und dürfen nochmal hier übernachten, da es sich nicht lohnt heute Abend weiter zu fahren.
Nach einem deftigen Frühstück am nächsten Morgen fahren wir weiter nach Park City zum Shoppen. Wir halten uns zurück – ich finde nur ein T-Shirt und das war’s.
Die nächsten Tage geht’s mit neuem Anlasser, Alarmanlage und durchgechecktem Auto weiter. Unser Ziel ist der Arches Nationalpark.