Vancouver Island – Gartenhäuschen statt Landcruiser
Auf Vancouver Island leben die Eltern von Nicole (siehe letzter Bericht). Wir sind eingeladen sie zu besuchen. Ihr Papa ist ein großer Landcruiser Fan und hat eine große Werkstatt – für den Fall, dass Jan noch ein wenig am Auto basteln will. Wir nehmen heute die Fähre nach Nanaimo und fahren auf die „Insel“. Ein so großartiges Angebot lehnen wir natürlich nicht ab, vorallem weil uns damit der erste Nachtplatz auf Vancouver Island sicher ist. Die Fährfahrt verläuft diesmal ohne Wellen und Schaukeln – auch ich kann die Überfahrt genießen.
Als wir an unserem Ziel ankommen finden wir einen ganz lieben Brief am Hoftor.
Wir fahren zu dem Häuschen im Garten. Eine kleine, feine Hütte mit Küche, Bad und Bett. Wir sind baff, begeistert und sofort verliebt in das kleine Domizil.
Wenig später kommen Ami und Stefan. Auch die Beiden sind super lieb. Wir sollen sagen was wir brauchen, sollen alles im Häuschen benutzen und werden ganz herzlich aufgenommen.
Insgesamt verbringen wir 2 Wochen in Comox. Wir genießen den Luxus der ‚vier Wände‘, das lange Ausschlafen, das einfache Kochen und abspülen, die Gastfreundschaft von Ami und Stefan, das super sonnige Wetter und sind vollauf happy.
Wir werden zum Abendessen eingeladen – Ami und Stefan hatten vor einigen Jahren ein eigenes Restaurant, das merken wir schnell – es schmeckt traumhaft. Egal ob Spaghetti Bolognese, gegrillter Thunfisch, Nudelsalat mit Grillwürstchen oder frischer Lachs, wir werden immer wieder mit Leckereien verwöhnt.
Am langen Wochenende – wegen des Canada Day am 1. Juli – sind auch Nicole und Tony zu Besuch.
Auch Nicoles Bruder Robi schaut vorbei. Er war vor 2 Jahren, ebenfalls mit einem Toyota Landcruiser und Dachzelt in Alaska und kann uns einige schöne Ecken nennen.
Da Stefan und Robi große Landcruiser und Off-Road Fans sind, ist es ein Muss, dass wir mit unseren drei Landcruisern einen Ausflug ins Off Road Gelände machen. Wir fahren im kleinen Convoi durch Geröll und Gebüsch in dem sich Stefan und Robi wunderbar auskennen. Ich hätte nicht gedacht, dass wir es wirklich über den ein oder anderen „Hügel“ schaffen, aber der Toyota scheint weit mehr zu können, als wir vermuten. Wenn es auch manchmal ‚weh getan‘ hat, zu sehen und zu hören wie der Wagen krachend und knackend über Felsen poltert und dicke Zweige am Lack entlang kratzen, es hat Spaß gemacht. Trotzdem wird es nicht unser Hobby, dazu ist uns das Auto auf der Reise zu wertvoll. 😉
Abends gab es noch Feuerwürstchen über dem Lagerfeuer und lecker Nudelsalat von Nicole, dann gings zurück auf die befestigten Straßen.
Danke Stefan, Ami, Robi, Nicole und Tony, das war ein toller Tagesausflug!
Canada Day am 1. Juli ist wohl einer der größten Feiertage in Kanada, in fast jedem Ort und jeder Stadt gibt es ein Fest und Straßenumzüge. Das Wetter ist herrlich und Nicole zeigt uns das bunte Treiben in Courtenay, den nächstgrößeren Ort bei Comox.
Die Sonne gibt ihr Bestes und wir schwitzen beim Nichtstun. Nach einem kleinen Mittagessen fahren wir mit Nicole und Tony zum Baden an den Stotan Wasserfall. Das Wasser ist momentan sehr sehr hoch und wir haben Mühe bis zu den Felsen vor zu kommen. Den Mädels ist das Wasser trotz der Hitze zu kalt aber den Männern kann es garnicht kalt genug sein.
Nach der nassen Abkühlung werden wir, mal wieder, von Ami und Stefan mit super leckeren, ganz frischen Scmapis bekocht.
Jans Gleitschirm-Motor wird in der Tasche auf dem Dach leider feucht wenn es regnet und er überlegt schon sein Tagen nach einer Lösung. Stefan und Ami empfehlen uns zu „Mona“ zu fahren, sie würde sicher was nähen können, sie ist schon seit vielen Jahren Schneiderin.
Der Tipp war super, Mona kann eine passgenaue Tasche aus wasserfestem Stoff nähen, Jan muss nur eine passende Bodenplatte besorgen, und dann kann Mona loslegen.
Jan bastelt in den nächsten Tagen an der Platte, sägt, bohrt, fräst, lackiert etc. – ich schreibe Berichte und sortiere unsere Fotos.
Die Tage vergehen, wir genießen das gute Wetter und lassen es uns gut gehn, leihen uns ein Kajak aus und üben das Wandern mit dem vollgepackten Trekkingrucksack. Geplant war ein Trail mit einer Übernachtung. Wir haben alles gepackt und sind „ready to go“, auch der Park-Camping-Registration-Zettel ist schon ausgefüllt, als Jan bemerkt, dass er seine Regenjacke vergessen hat (im Gartenhäuschen, 2h entfernt). Wir überlegen dennoch los zu laufen. Nach langem Hin- und Her, entscheiden wir uns für eine kleinere Route – aber ohne Übernachtung, da für den morgigen Tag Regenschauer gemeldet sind.
![]() Wir waren meist faul, oder Spazieren am Strand 🙂 |
Jan will fliegen, ahnt aber schon, dass es hier in der Gegend nicht einfach sein wird, weil es viel Flugverkehr gibt. Wir fahren also zum kleinen lokalen Flughafen und fragen nach Flugverbotszonen. Wir treffen dort einen Piloten der gerade mit einer kleinen Propellermaschine gelandet ist. Er empfiehlt Jan hier eher nicht zu fliegen, sondern weiter außerhalb der Stadt, bei einem privaten kleinen Flugplatz – insbesondere deshalb, weil wenige Kilometer entfernt ein kleiner Truppenübungsplatz mit eigenem Flugfeld ist. Ärger mit dem Militär wollen wir mit Sicherheit nicht bekommen.
Der Eigentümer des außerhalb gelegenen Flugplatzes erlaubt Jan gerne dort zu starten. Wir packen also das ganze Geraffel aus und Jan bereitet sich vor. Ich habe kein gutes Gefühl heute – die Wolken sehen nicht schön aus und Windstill ist es auch nicht gerade.
Jan fliegt dennoch. Der Start klappt gut. Alles andere kann ich von unten nicht mehr beurteilen. Ich sehe nur, dass er viel mehr „wackelt“ als sonst und nicht „friedlich dahingleitet“. Ich kann ihn über Funk kaum verstehen und versuche mir einzureden, dass er das alles kann und sowieso nichts passiert.
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Etwa 30min später höre ich ihn über Funk: „Ich fliege jetzt zurück und lande.“
„OK. Aber es ist gerade sehr windig geworden.“, antworte ich.
„Ja, dass merke ich hier oben leider auch!“, antwortet er mir, was ich durch Störgeräusche allerdings nicht wirklich verstehe. Wenig später höre ich den Motor und sehe ihn schon nah am Boden fliegen. Zuerst sieht es aus, als würde er gar nicht Laden wollen, doch dann bringt ihn eine Böe rapide und unsanft die letzten 2m zu Boden. Er fällt hin und schleift mit dem Propeller über den Boden. „Mist!“, denke ich und renne zu ihm. „Scheisse! So ein Rotz!“, höre ich ihn brüllen und gehe deshalb davon aus, dass er sich nicht verletzt hat. Die misslungene Landung macht ihm Mental zu schaffen; er sitzt eine ganze Weile im Gras und guckt sich den defekten Propeller an. Danach steht er auf, flucht und tritt gegen alles was er finden kann. Dann räumt er alles zusammen und reagiert sich ganz langsam ab. Nach ca. 1 Stunde können wir wieder miteinander reden 😉
Im Nachhinein war es klar, dass das Wetter viel zu unberechenbar und thermisch war. Zum Glück ging die Sache noch glimpflich aus; ein paar blute Schrammen, ein wenig Materialschwund und wieder was gelernt: Bei so einem Wetter nicht fliegen!
Um dem Tag noch etwas Gutes abzugewinnen gehen wir einkaufen, machen leckeren Kartoffelsalat, fahren an den Strand und grillen Würstchen. Wir bleiben bis es dunkel wird und genießen den Ausblick und die Stille.
Bevor wir abreisen nutzen wir noch den Luxus von Stefans Werkstatt: Jan bastelt an der Halterung für den Reserve-Kanister auf dem Dach, ich sauge das Auto aus, fette die Ledersitze ein, wir sortieren unsere 7 (oder 8) Sachen und sind bereit für die Abreise morgen früh.
Ami und Stefan bekochen uns mit super super leckerem Lachs, wir sitzen lange zusammen und lachen viel.
Vielen, vielen Dank Ami und Stefan! Wir haben die Zeit bei und mit euch sehr genossen und danken euch vielmals für die Gastfreundschaft und die kleine Stadtrundfahrt mit der Isetta 🙂